Lektion 1, Thema 1
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Impuls: Gehobene Gestimmtheit und Haltung (20 Minuten) Copy Copy

Vielleicht kennst Du das? Ein Kollege hält sich nicht an die abgesprochenen, zu erledigenden Aufgaben. Nun musst du wieder dafür sorgen, dass die Sache in Ordnung gebracht wird. Immer dieser Kollege – das gibt´s doch gar nicht. Was soll denn das? Was soll ich mit dem bloß machen?

Wie fühlt sich diese Situation für Dich an? Ist es eine Form der Ohnmacht oder Hilflosigkeit? Ist es Wut oder eher Trauer? Jedenfalls tauchen schlechte Gefühle auf, die Deine Stimmung negativ beeinflussen. Du bist im wahrsten Sinne des Wortes „verstimmt“. Ein Zustand, der Dir Energie raubt (vgl. Woche 3) und Dich in Deinen Handlungsoptionen weiter einschränkt.

Hast Du mal beobachtet, dass Deine „Verstimmtheit“ eine Folge Deiner auto­matischen Gedanken sein könnte? Wie denkt es Dich im Moment? Bist Du Dir Deiner Gedanken bewusst? Hast Du Dir schon mal bewusst gemacht, dass nicht die Situation selbst zu Deiner Verstimmtheit führt, sondern Deine Bewertung, also Deine Gedanken? Na klar, Du kannst Dich darüber ärgern und beklagen: „Das darf doch wohl nicht wahr sein.“ Nur mache Dir bitte ab jetzt bewusst: „Deine Bewertung und Rechthaberei führen zu Deinem eigenen Leid!“

Wie lange willst Du leiden? Wie kommst Du von dieser Ohnmacht wieder in die Eigen-Macht? Wie kommst Du in das Reich der Möglichkeiten, Deine Haltung frei zu wählen?[1]

Gehobene Gestimmtheit

Auf dem Weg zur Selbst-Entwicklung ist der erste Schritt immer, sich selbst seines Denkens, Fühlens und Verhaltens bewusst zu werden. Allzu oft laufen unser Denken, Fühlen und Verhalten ganz automatisch ab, wie nach dem phy­sikalischen Gesetz Aktion=Reaktion. Oft geben wir unserem aktuellen Erleben ein und dieselbe Bedeutung. Wir etikettieren[2] dies mit dem Label „Erfahrung“ und sind ebenfalls ganz automatisch nicht bereit, eine neue Erfahrung zu machen. „Soll sich doch der andere endlich anders verhalten!“ Wir kommen damit in den „Klagemodus“. Wir klagen und jammern über das Leben, über andere und über uns selbst.

Mit Selbst-Bewusstheit ist hier also gemeint: Ich bin mir meines Denkens selbst bewusst! Ich beobachte mich beim Denken! Ich bin frei in meiner Bewertung und wähle die Option, die mir hilft in eine gehobene Gestimmtheit[3] zu kom­men. Meine Gefühle sind dabei der wichtigste innere Feedbackkanal, den ich ab jetzt immer öfter nutzen werde. Fühlt es sich gut an, dann bin ich auf dem rich­tigen Weg!

gehobene Gestimmtheit

Folgendes Vorgehen hat sich für den Selbst-Entwickler[4] bewährt:

  1. Nimm die Haltung ein: Was ist, das ist. Ich bin dafür! (…und nicht dage­gen!)
  2. Re-Framing: Diese Situation ist nur ungünstig für meine Erwartungen, ich habe es mir anders vorgestellt. Ob ich mich darüber ärgere oder nicht, ändert an der Situation nichts.
  3. Entschleunigung: Atme tief ein und ebenso tief wieder aus[5], schaffe Raum, indem Du zum Beobachter Deiner Gedanken

Immer wenn Du ab sofort eine Situation erlebst, in der Du dazu neigst, dass es Dich automatisch denkt, versuchst Du dieses Vorgehen anzuwenden. Deine gehobene Gestimmtheit ist das erste Ziel auf dem Weg zur persönlichen Verän­derung!

Wichtig in diesem Veränderungsprozess ist: Nicht unser Wille führt zu Verän­derung, sondern die Selbst-Bewusstheit!

Gleichen wir abschließend diese Erkenntnis mit dem Modell der sechs Haltun­gen ab. In welcher Haltung bis Du im Moment? Reflektiere Deinen heutigen Tag: Wann hast Du welche Haltung eingenommen? Wie fühlte es sich für Dich an? Warst Du dabei in gehobener Gestimmtheit?

Erinnern wir uns an die eingangs beschriebene Situation mit dem Kollegen. Wie kannst Du Dich anders verhalten, so dass Du Deinen Unmut nicht auf etwas Äußeres, also Deinen Kollegen lenkst?

Was ist, das ist! Die Situation ist nur ungünstig für Deine Erwartungen. Du hältst kurz inne, atmest ein und wieder aus. Du beobachtest Deine Gedanken. Kom­men wieder Klagegedanken auf? Mache einen Strich auf Deiner Liste. Schaffst Du es, Deine Haltung zu ändern? Dann könntest Du Deinen Kollegen fragen, wie Du ihn unterstützen kannst, damit er seine Aufgaben zu eurer beider Zufriedenheit erledigen kann. Sei offen und gespannt, was sich alles ändern kann, wenn Du bereit bist Deine Haltung zu ändern.

Quellen

Corssen Jens und Ehrenschwendner Stephanie, Das Corssen-Prinzip: Die vier Werkzeuge für ein freudvolles Leben – Der Graphic Coach zur Selbstentwickler®-Methode – Mit Illustrationen von Florian Mitgutsch [Buch]. – München : Arkana in der Verlagsgruppe Random House GmbH (eBook), 2016. – 978-3-442-34167-2.

[1] Bedenke die Weisheit im Vorwort: Was Deine Gedanken alles auslösen.

[2] Framing: Wir geben eine bestimmte Bedeutung, oft automatisch, basierend auf unseren Glaubenssätzen.

[3] Vgl. Begriff der gehobenen Gestimmtheit in (Corssen, et al., 2016).

[4] Vgl. die Werkzeuge des Selbst-Entwicklers in (Corssen, et al., 2016).

[5] Vgl. Quellen zu kohärentem Atmen: 5 Sekunden einatmen und 5 Sekunden ausatmen.

Hinweise zur Vertiefung

Corssen über das Prinzip der gehobenen Gestimmtheit: https://youtu.be/lhshu0bMPRY (9 Minuten)

und https://youtu.be/_X-cdZGiTCw (14 Minuten)

Corssen, Du musst Deine Haltung ändern,

https://youtu.be/uFAoPDabGV8  (15 Minuten)

Ehrmann, Kohärentes Atmen – Atmung und Herz im Gleichklang, https://www.kohaerentes-atmen.at/oder https://www.youtube.com/watch?v=sMSACXgt90M (4 Minuten)

Als zusätzliche Übung zur Steigerung der Selbst-Bewusstheit, hier eine Form der Introspektion: Der Ambiguitätstoleranzreflektomat, Neue Narrative, Heft #09, Tool Nr. 38, Seite 110. Oder hier als Lernhack von Volkmar.

Folgende Apps zum Üben des kohärenten Atmens:

Für iOS: Breathe+

Für Android: Paced Breathing

Darüber hinaus sei die Leadership Coaching Challenge „Mindful Leader — Achtsam Führen“ sehr zu empfehlen.