Impuls: Selbst-Überwindung – “Glück ist eine Überwindungsprämie” (20 Minuten) Copy Copy
Mit diesem Impuls möchten wir Dir Mut machen dranzubleiben. Im Sprint #3 hast Du gelernt in die Selbstverantwortung zu gehen. Du hast dann in Sprint #4 Selbstvertrauen aufgebaut, in dem Du experimentiert, Annahmen auf den Prüfstand gebracht und das Feedback darauf beobachtet hast.
In diesem Sprint steht Selbstüberwindung auf der Agenda. Jetzt geht es darum durchzuhalten. Die neuen Muster, die Du ausprobiert und verifiziert hast, sollen nun dauerhaft in Dein Verhalten integriert werden.
Wahrscheinlich beginnt jetzt die Phase, die Dich wirklich fordert. Denn: Veränderung kann schmerzhaft sein. Du hast bereits im letzten Sprint Unsicherheit erlebt, vielleicht auch ein paar Misserfolge und Konflikte. Vielleicht möchtest Du instinktiv weitere schmerzhafte Erlebnisse vermeiden. Corssen unterscheidet 3 Bereiche, in denen wir ungerne Schmerz erfahren: bei Entscheidungen, bei der Konfrontation mit anderen und beim Umgang mit den eigenen Überzeugungen und Glaubenssätzen. Das ist schmerzhaft, weil Du Dich von den bisherigen Verhaltens- und Denkweisen lösen sollst.
Wie sieht es gerade bei Dir aus?
Haben Dich die Konflikte „ernüchtert“? Bist Du vielleicht sogar auf Ablehnung gestoßen? Zögerst Du Deine neuen Muster weiter umzusetzen?
Jetzt ist die Gefahr groß, wieder in „alten“ Mustern zu verfallen.
Dann schaue erneut auf Dein Ziel für diese Challenge und das Wozu. Du hast Dich klar und deutlich für diese Challenge entschieden, weil Du Dich verändern, lernen und eine Veränderung bewirken möchtest. (vgl. Woche 8). Für diese Veränderung brauchst Du Kraft, Energie und Willensstärke. Corssen meint dazu: „Glück ist eine Überwindungsprämie“[1] Bei der Überwindung geht es darum, sich für sein Ziel einzusetzen, und zwar mit ganzem Herzen und voller Überzeugung.
Gib also nicht auf und mache weiter. Wiederhole Erfahrungen und lerne wie in Woche 8 beschrieben. Gerald Hüther vergleicht das Lernen und Verfestigen von Mustern mit der Entwicklung von Straßen[2]. Mit den Experimenten bist Du neue Wege gegangen. Je öfter Du diese Wege nutzt, desto ausgeprägter und fester werden sie. Ein Trampelweg wird zu einer Straße, die Straße wird zu einer Autobahn.
Carol Dweck, eine amerikanische Psychologin, hat das Modell des Selbstbildes entwickelt. Sie unterscheidet Menschen mit statischem und mit dynamischem Selbstbild. Dabei nehmen Menschen mit einem dynamischen Selbstbild eine Haltung des Lernens und der Weiterentwicklung ein. Sie haben das sogenannte Growth Mindset. Mit einem dynamischen Selbstbild gehe ich davon aus, dass meine Fähigkeiten und Intelligenz veränderbar sind. Ich habe Erfolg, wenn ich mich weiterentwickeln und mein Potenzial entfalten kann. Es gibt kein gut oder schlecht. Alles dreht sich darum, ob ich etwas gelernt habe und was ich noch erlernen kann, wenn ich es möchte.
Wenn ich ein statisches Selbstbild habe, gehe ich davon aus, dass ich bestimmte Fähigkeiten und eine Intelligenz habe, die gegeben sind. Sie sind unveränderbar. Wenn ich Erfolg habe, habe ich meine Fähigkeiten unter Beweis gestellt und sie sind bewertet und bestätigt worden.
Bewertungen und Urteile blockieren den Lernprozess und damit die Weiterentwicklung. Wenn ich in „gut und schlecht“ denke, in „ich kann das, ich kann das nicht“, passiert folgendes: Entweder behalte ich die Muster bei wie sie sind, weil sie mir gefallen, oder ich lasse sie ganz weg, weil sie schlecht sind. Beim Lernen geht es jedoch um Anpassung. Das Neue muss „anknüpfbar“ sein[3] (vgl. Woche 8). Zu radikale Veränderungen bringen Dich in die Panikzone.
Situation 1: Angenommen, Du hast bis jetzt im Berufsleben Deine Emotionen zurückgehalten, um einen sachlichen Eindruck zu vermitteln. Um in Zukunft authentischer zu sein, möchtest Du dich öffnen und mehr Emotionen zeigen. Dann würde der Schritt, Deine Emotionen in jeder Situation zeigen zu wollen, wahrscheinlich zu radikal sein. Du würdest Dich vielleicht oft in Situationen wiederfinden, die Dir entgleiten. Wählst Du stattdessen kleine Schritte, machst Du Deine Veränderung „anknüpfbar“.
Situation 2: Vielleicht hast Du Deinen Ärger nie wirklich „verstecken“ können. An Tagen, an denen Du müde warst, hast du deinem Ärger Luft gemacht und bist übers Ziel hinausgeschossen. Entwickle Deine Fähigkeit, indem Du lernst Deinen Ärger anders zu zeigen als bisher. Kreiere zum Beispiel Strategien für die „müden Tage“, damit der Ärger sich nicht mehr als cholerischer Ausbruch offenbart. Lerne nach und nach, wertschätzend Kritik anzubringen.
Schritt für Schritt entwickelst Du die Fähigkeit, Emotionen sinnstiftend zu zeigen. Du lernst, Du wächst, Du bildest Autobahnen.
Carol Dweck plädiert dafür, sich das dynamische Selbstbild[4] anzueignen, das heißt die „Urteilsbrille“ abzulegen und die „Wachstumsbrille“ aufzusetzen. Sie ist überzeugt, dass sich jeder weiterentwickeln kann. Und sie rät dazu, bei Misserfolgen (Schmerzen) nicht aufzugeben, sondern mit der „Not yet“-Haltung weiterzumachen: Ich kann es noch nicht.
Was Du brauchst ist der Wille, Dir die Fähigkeit anzueignen und Dich auf den manchmal schmerzhaften Lernprozess einzulassen. Genieße es zu lernen. Feiere jeden Erfolg, so klein er sein mag. Hauptsache, Du kannst sagen: „Ich habe etwas gelernt, ich bin gewachsen“.
Wenn Du bereits ein dynamisches Selbstbild von Dir hast, dann feiere es!
Es gibt eine Legende um Picasso: Der berühmte Maler sitzt in einem Park auf einer Bank und zeichnet. Eine Dame erkennt ihn und tritt näher. Sie fragt ihn, ob er ein Portrait von ihr zeichnen könnte. Der Künstler willigt ein, beobachtet sie einen Moment und malt ihr Portrait mit nur einem Strich. „Oh Sie haben mich so perfekt getroffen! Was möchten Sie für das Bild haben?“ Er antwortet: „5.000$“. „Wie bitte, 5.000$?!“ staunt sie. „Sie haben doch nur ein paar Sekunden für dieses Bild gebraucht!“ „Nein, Madame, ich habe dafür mein ganzes Leben gebraucht“.
Hinweise zur Vertiefung
Bücher:
- Brock und H. Hundley, On Other Words, Phrases for Growth Mindset. Berkely, USA : Ulysses Press, 2018. ISBN13: 978-1-61243-814-6.
- Corssen und S. Ehrenschwendner, Das Corssen-Prinzip: Die vier Werkzeuge für ein freudvolles Leben – Der Graphic Coach zur Selbstentwickler®-Methode – Mit Illustrationen von Florian Mitgutsch. München : Arkana in der Verlagsgruppe Random House GmbH, 2016. 978-3-442-34167-2.
- Dweck, Selbstbild, Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt. München/Berlin : Piper Verlag GmbH, 2009. ISBN 978-3-492-97282-6.
Videos:
Carol Dweck, The power of believing that you can improve, TED Talk, https://www.ted.com/talks/carol_dweck_the_power_of_believing_that_you_can_improve?utm_campaign=tedspread&utm_medium=referral&utm_source=tedcomshare (10 Minuten).
The Growth Mindset | Carol Dweck | Talks at Google, https://youtu.be/-71zdXCMU6A (47:25 Minuten).
[1] Vgl. (Corssen, et al., 2016), S. 3
[2] Vgl. (Hüther, 2016)
[3] Vgl. (Hüther, 2016)
[4] Vgl. (Dweck, 2009)