Perspektivenvielfalt zum Mandat des Coaches – Wozu?
Agilean Coaches befähigen Teams und Organisationen, erfolgreich und gelungen nach agilean Werten und Prinzipien zu arbeiten. Deine Aufgabe als agilean Coach ist es, Menschen, Teams und Organisationen dabei zu unterstützen, selbstorganisiert Lösungen für ihre Probleme zu finden. Deine Arbeit zahlt also vom Einzelnen (ICH) über das Team (WIR) auf die gesamte Organisationsentwicklung (ALLE) ein.
Im Gegensatz zur Beratung bringst du als Coach nicht Lösungen ein, sondern begleitest den Weg zu einer selbstbestimmten Lösungsfindung. Diese Haltung ist die Basis für agiles Coaching. Damit bist du Prozessbegleiter und inhaltlich nicht involviert, was für interne Coaches häufig eine Herausforderung ist. Dieses Mandat und deine Rolle dürfen allen Beteiligten klar sein!
Perspektive Handlungsrahmen
Aus der Perspektive des agilean-Handlungsrahmens nimmt der Coach genau diese gerade beschriebene Rolle als “Flow Supporter” ein. Er unterstützt das Team und den Master dabei, den Team-Flow zu ermöglichen, indem er sich beispielsweise den Impediments annimmt und diese auflöst.
In den Zeremonien unterstützt er sowohl das Product Owner Team als auch das agile Team dabei, dass Klarheit, Verständlichkeit und Transparenz dazu führen, dass das Team jeden Tag die richtigen Dinge richtig tut. Durch seine Fragen und gewünschtes Feedback unterstützt er auf diese Weise einen Informations-Flow.
Als Coach überblickst du das Projekt als Ganzes, weil du sowohl mit dem POT als auch weiteren Stakeholdern im Kontakt bist und das agile Team unterstützt. Oftmals sind Beteiligte in der Organisation durch bestimmte organisatorische Strukturen (z.B. hierarchische Matrix-Organisation) nicht immer gewohnt, mit Leit- und Schutzplanken zu arbeiten bzw. arbeiten zu lassen. Dies ist allerdings eine der wichtigsten Rahmenbedingungen, um den Wertefluss im Projekt (Project Value Flow) zu sichern.
Perspektive Mensch
In diesem Zusammenhang ist es hilfreich, sich an die Metapher des Agileanos zu erinnern. Die Bedürfnisse Einzelner sind manchmal nicht “harmonisch” im Einklang mit den Bedürfnissen der Teams. In allen Bereichen “menschelt” es und alte Gewohnheiten kommen dann schnell wieder zum Vorschein.
Als agilean Coach hast du einen Einblick in Mental-Coaching bekommen und weißt einzuschätzen, ob du in der jeweiligen individuellen Situation unterstützen kannst oder du geeignete Unterstützung findest.
Perspektive Team
Hier dürfen wir uns an die Team-Dynamik und die Metapher der agileano-Herde erinnern. Setzen wir voraus, dass alle Beteiligten ihre Rollen und Mandate verstanden und akzeptiert haben. Auch das angestrebte Projektergebnis ist für alle Beteiligten ein wahres Geschenk, das sie gemeinsam in die Welt bringen wollen. – So weit, so gut!
Würde das Handeln aller Personen nur durch ihre Ratio bestimmt werden, dann wäre der Projektverlauf sachlich und, was die beteiligten Menschen angeht, planbar. Dass dem nicht so ist, liegt an den individuellen Bedürfnissen, welche durch das limbische System gesteuert werden (vgl. Ausführungen im Master Training).
Und die besondere Herausforderung ist jetzt, dass es nicht um ein individuelles Bedürfnis geht, sondern um viele. Auf der Beziehungsebene beeinflussen sich diese “Elefanten” gegenseitig, d.h. die unterschiedlichen Bedürfnisse stehen in unmittelbarer Wechselwirkung – eine ganze Herde von agileanos. Das heißt, als Coach darf ich zumindest ein Gespür für Team-Dynamik entwickeln und ggf. durch geeignete Maßnahmen den Teams bei Moderation und Kommunikation zur Seite stehen.
Perspektive Organisation
Als agilean Coach weißt du, dass alles zusammenhängt, und deshalb darfst du dich von den vielen Details nicht in den Bann ziehen lassen, denn dein entscheidendes Mandat hängt mit der Perspektive auf die Organisation zusammen. Du hast als Transformations-Supporter die Überblicker-Rolle.
Alles hängt zusammen!
In einer Organisation mit vielen Menschen wird die Dynamik entsprechend komplexer als in einem Team. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es immer um komplexe Wechselwirkungen zwischen der persönlichen Entwicklung und dem aktuellen Umfeld geht. Dieser Transformationsprozess lässt sich zur Verdeutlichung in Form einer Doppelhelix (DNA) darstellen.
Die Doppelhelix macht die Komplexität des Veränderungsprozesses sehr deutlich, und zwar durch die Wechselwirkung individueller Bedürfnisse (agileanos!) und dem Umfeld Organisation. Sobald sich an einer Verbindung (Prozesse, Struktur, Strategie, Führung, Teams usw.) etwas verändert, ist der gesamte DNA-Strang, also die Organisation als Ganzes, betroffen.